Harald Philipp: Sinnfindung am Ende der Welt
Harald Philipp ist Abenteurer von Beruf. Unbekannte Pfade zu entdecken ist seine Leidenschaft. Der Extrem-Mountainbiker hat Gletscher, Vulkane, steilste Trails und schwindelerregende Klettersteige befahren. Gibt es noch eine Steigerung? Während seiner Tour in den Himalaya macht er die Erfahrung, dass das Prinzip „Höher Schneller Weiter“ für ihn nicht mehr gilt. Was findet er stattdessen?
Tagelang auf dem Weg nach oben
Dolpo ist die unbekannteste Region Nepals. Die Siedlungen zählen zu den höchstgelegenen, permanent bewohnten Gebieten der Welt. Von dort führen nur noch einsame Eselspfade weiter hinein das Gebirge, vor dem selbst die Felsgiganten der Alpen wie Zwerge wirken. Hier möchte Harald Philipp Wege erkunden, die noch kein Biker zuvor unter die Stollenreifen genommen hat. Mit seinem Weggefährten steigt er tagelang bergauf, das Fahrrad auf den Schultern. Er hat das Gefühl, niemals oben anzukommen.
Begegnungen sind die wahren Abenteuer
Ausgebremst durch die Höhenkrankheit erkennt er schließlich, dass die wahren Abenteuer dieser Reise anderswo stattfinden: in den Begegnungen mit Menschen. Mit der Familie in einem Bergdorf, deren Küche für ein paar Tage sein Zuhause ist. Dem alten Mann, dessen Lächeln im wettergegerbten Gesicht das Gefühl gibt, ihn schon ewig zu kennen. Den johlenden Kindern, die den Bikern kilometerweit hinterherlaufen. Und so erfährt Harald Philipp, dass man sich auch am Ende der Welt mit Herz und Händen verständigen kann, ohne ein Wort Nepali zu sprechen.
Ausgetretene Pfade verlassen
Es ist, als würde der Bike-Profi für seine Einsicht belohnt. Der Weg zurück ist spektakulär: Pfade in baumloser Landschaft, im Hintergrund gigantische weiße Berge. Verschlungene Wege in Täler mit Reisterrassen und Klöstern, vor denen bunte Gebetsfahnen wehen. „Nepal war einer der beeindruckendsten Trips meines Lebens“, sagt Harald Philipp rückblickend. Für großartige Erfahrungen müsse man nicht immer ans absolute Limit gehen: „Wichtig ist, die ausgetretenen Pfade zu verlassen, um Neues zu entdecken – und nicht zuletzt auch sich selbst.“
Fotos: Stefan Voitl